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Meditation gegen Alkohol: So lässt sich Trunksucht DAUERHAFT besiegen.
Die Unachtsamkeit unserer Gesellschaft gegenüber der Volksdroge Alkohol.
Wie können wir diesen Zyklus unterbrechen?
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Jahrzehntelang redete man alkoholsüchtigen und alkoholkranken Menschen ein, dass ihre einzige Chance in der Abstinenz besteht. Das bedeutet totaler Verzicht auf Alkohol, und das ein Leben lang. Ein ständiges Kämpfen und Arbeiten an sich, um nicht rückfällig zu werden!
Wen wundert bei diesem Anspruch, dass viele Trinker erst gar nicht versuchen, mit dem Trinken aufzuhören. Und noch viel weniger wundert es einen, dass der Großteil rückfällig wird! Mehr als der Großteil, es sind nahezu 90 %, für die eine Totalabstinenz nicht durchzuhalten ist!
Somit scheint der Ansatz „Aufhören und sauber bleiben mit Willenskraft“ nicht der richtige zu sein. Nur wenige Menschen sind mit so starkem Willen gesegnet, um ein Leben lang durchzuhalten. Es stellt sich die Überlegung, ob nicht ein größerer Erfolg zu erwarten wäre, wenn sich in Körper, Geist UND Seele etwas ändert. Etwas, das so Großes bewirkt, dass gar kein Wille mehr nötig ist, um „clean“ zu werden und zu bleiben. Lies weiter und finde heraus, was ich damit meine.
Die Unachtsamkeit unserer Gesellschaft gegenüber der Volksdroge Alkohol
Jeder ist schon einmal mit einem grausamen Kater aufgewacht. Noch schlimmer als ein Kater ist, wenn die Erinnerung an den Abend einem die Schamröte ins Gesicht zaubert. Am allerschlimmsten jedoch, wenn gar keine Erinnerung mehr vorhanden ist! Bei den ersten Katern schwören wir uns, nie wieder oder nur mehr ganz wenig Alkohol zu trinken. Doch wir sind Gewohnheitstiere und unser Körper kann trainiert werden. Immer seltener glauben wir unseren eigenen Vorsätzen, nichts oder zumindest nicht mehr so viel zu trinken. Irgendwann fühlen wir uns schlecht und wir fragen uns, sind wir Alkoholiker? Oder nur starke Trinker? Versager? Loser?
Interessant ist, herauszufinden, warum dieses Muster nur auf eine bestimmte Art Mensch passt. Sehr viele Menschen nippen an einem Glas eines alkoholischen Getränks und stellen es beiseite. Andere genießen ein Glas edlen Weins und trinken nachher Mineralwasser oder einen Kaffee. Wieder anderen schmecken alkoholische Getränke gar nicht und sie verzichten ihr Leben lang darauf.
Warum sind es jedoch so viele, die mit dem ersten Glas Lust auf ein zweites bekommen? So viele, die mit dem dritten Glas noch größere Lust auf ein viertes bekommen und danach ganz die Kontrolle verlieren?
Wenn auch du zu dieser Gruppe gehörst, sage ich dir jetzt ganz schnell: Du brauchst dich nicht zu schämen. Es ist nicht deine Schuld. Du bist weder willens- noch charakterschwach. Es gibt unendlich viele Menschen wie du, die sich sehr wohl Regeln auferlegen und diese auch einhalten. Selbstdisziplinierte Menschen, die beruflich und privat sehr verlässlich sind und beinahe jede Lebenslage beherrschen.
Warum ist es dann so schwer für dich und all jene, denen es ähnlich geht, den Vorsatz nichts zu trinken, einzuhalten? Wir wissen, es wird ständig und immer zu viel getrunken. Danach kommt das schlechte Gewissen und trotzdem trinkt man wieder. Vielleicht lässt man einmal einen Tag oder zwei aus, aber dann wird umso mehr konsumiert. Die Unfähigkeit, sich einzuschränken, gibt einen Grund vor, wieder zu trinken. Schließlich trinkt man, wenn es einem gut geht, wenn man sich langweilt und erst recht, wenn es einem schlecht geht.
Du bist sicher auch mit dem Denkmuster aufgewachsen – schließlich leben wir in einer Kultur der Trinker in Mitteleuropa – dass man trinkende Menschen in zwei Gruppen einteilt. Normale Konsumenten von Alkohol, die ihr „Leben noch unter Kontrolle haben“ und Säufer. Damit meint die Gesellschaft Alkoholiker, bedauernswerte Individuen, die Job, Familie, Zuhause, Ansehen und so weiter verloren haben (oder im Begriff sind zu verlieren).
Heute wissen wir ganz genau aus wissenschaftlichen Studien, dass sehr viele Normaltrinker bereits Alkoholiker sind. Wir wissen, dass sogenannte Alkoholiker oft nach außen ganz unauffällig sind und ein normales Leben führen.
Es ist absolut nicht so, dass Alkoholiker ohne Alkohol nicht funktionieren, ein absoluter Fehlglaube also. Menschen können tagelang ohne Alkohol auskommen und sind doch Alkoholiker. Deshalb wollen wir uns hier den Begriff etwas genauer ansehen.
Der Begriff Alkoholiker (natürlich ist hier immer auch die weibliche Form gemeint) meint Personen mit unkontrolliertem Alkoholkonsum. Dies lässt viele Interpretationen zu. Wir alle kennen den Genusstrinker, der nach einem Drink zufrieden ist und nach Hause geht.
Unkontrollierte Trinker mögen ihn beneiden und nicht verstehen, warum er dies kann. In Wahrheit ist es nicht so, dass er darüber nachdenken muss, ob er einen zweiten Drink bestellen sollte. Er hat einfach keine Lust mehr. Er muss auch keine Willenskraft aufbringen, er muss sich niemals Vorsätze machen. Er muss auch nicht stark sein.
Deshalb gibt es keinen Grund, ihn zu beneiden! Er ist mit der Menge, die er trinkt, zufrieden – so wie du mit deinem Mittagessen, wenn du satt bist. Warum der beschriebene Mensch das kann und du – zusammen mit vielen Millionen anderer Menschen – nicht, können wir uns NICHT aussuchen. Wir können es auch nicht ändern. Aber: Wir können lernen, damit umzugehen.
Es gibt Erklärungen für dieses Phänomen, die allesamt einen wahren Kern besitzen, aber nicht wirklich eine Hilfe darstellen. Das sogenannte Craving (unbändige Lust oder Gier nach Alkohol oder sonstigen Drogen) hängt ab von genetischen Faktoren, die mit ungünstigen familiären Verhältnissen, Vorbildfunktionen, kulturellen Einflüssen und einigen anderen psychisch-sozialen Gegebenheiten das Zünglein an der Waage sind. Der eine trinkt, der andere nicht.
Vielfach sprechen wir heute nicht mehr von Alkoholismus, sondern von der – nicht mehr so stigmatisierenden Alkoholkonsumstörung oder AUD (alcohol use disorder).
Die Gehirnforschung teilt dem Präfrontalen Kortex, einer bestimmten Gehirnregion, hier die gewichtigste Rolle zu. Dieser Teil unseres Gehirns ist für langfristiges Denken und eine verzögerte Befriedigung verantwortlich. Menschen mit AUD versuchen, die verzögerte Befriedigung zu umgehen und sofort belohnt zu werden. Alkohol ist die Belohnung, und der Verzicht darauf bedeutet, dass ein Verlangen nach dieser Belohnung entsteht, das immer stärker wird und den Menschen schlussendlich zum (immer häufigeren) Trinken treibt.
Wer diesen Mechanismus einmal verstanden hat, hat die biologische Wirkung der Droge verstanden. Denn Willenskraft und ein starker Charakter haben keine Chance, das Belohnungssystem des Gehirns zu übergehen oder zu besiegen. In einfachen Worten: Immer stärker werdender Konsum von Drogen bewirkt, dass das Gehirn das Nicht-Vorhandensein der Droge als Defizit versteht. Es meldet, dass die Droge konsumiert werden sollte, damit die Person wieder auf den Normalwert im Belohnungssystem kommt. Ursprünglich, also, bevor ein Drogenkonsum stattfand, war der Normalwert im Belohnungssystem Status Quo. Kein Kind vermisst Alkohol, um sich gut zu fühlen. Erst durch die Veränderung des Normalwerts durch Drogenkonsum (=Belohnung), versucht das Gehirn diesen immer wieder zu erreichen. Es vermittelt dem Betroffenen das Gefühl, dass er etwas vermisst. Er will die Droge konsumieren, um sich besser zu fühlen, sprich: um einen Drang ruhigzustellen, den er vorher niemals hatte.
Diese Aussagen gelten laut Neurowissenschaft für alle Drogen, wir brauchen hier gar keinen Unterschied zwischen legalen oder illegalen Drogen zu machen. Bei einigen ist nur die Zeitspanne länger, bis es zur Verschiebung des Normalwerts kommt. Bei anderen ist die Intensität des Cravings stärker oder schwächer. Doch alle Drogen verändern den angeborenen Status Quo unseres Gehirns.
Das natürliche Belohnungssystem unseres Gehirns funktioniert durch Dopamin. Damit will das Gehirn sicherstellen, dass wir uns an Dinge erinnern, die uns guttaten. Es möchte, dass wir sie so oft es geht wiederholen, weil sie unserer physischen und psychischen Gesundheit förderlich waren. Dazu gehören Essen, Trinken, liebevolle Berührungen, Sex, soziale Anerkennung. Drogen gehören natürlich nicht dazu, das weiß unser Verstand. Doch kann das Gehirn nicht unterscheiden, dass der Konsum auf Dauer nicht förderlich ist. Es erkennt, dass hier eine Belohnung stattfand und möchte uns daran erinnern, diese zu wiederholen.
Wie können wir diesen Zyklus unterbrechen?
Willenskraft ist in Bezug auf das menschliche Gehirn wahrscheinlich nicht mehr als ein Mythos. Deshalb benötigen wir Alternativen, um sie zu umgehen.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du hast Heißhunger und möchtest diesen mit Willenskraft besiegen – unmöglich, nicht? Was du tun kannst, ist die Beziehung zu deinem Heißhunger zu ändern! Du kannst lernen, ihn als das zu sehen, was er ist. Du kannst lernen, ihn kritisch zu betrachten, herauszufinden, was er dir bringt und was er dir nimmt.
Du kannst dich fragen, was du davon hast, wenn du ihm nachgibst und was du davon hast, wenn du mit ihm lebst. Du kannst alle Probleme analysieren, die sich ergeben, wenn du dem Craving nachgibst. In unserem Beispiel Heißhunger könnten dies Übelkeit sein, Beschwerden im Verdauungssystem, Gewichtszunahme, ein sich selbst verabscheuender Blick im Spiegelbild, mitleidige Blicke von Freunden, gesundheitliche Probleme und vieles mehr.
Auf den Punkt gebracht: Es geht nicht darum, mit eisernem Willen den problematischen Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen, sondern eine neue, befreiende, bereichernde und Sichtweise zu erhalten. Nur so lernen wir, dem Craving, das unser Gehirn erst langsam wieder verlernt und das uns noch jahrelang plagen kann, zu begegnen.
Ich bin ein Verfechter der Meditation. Ich bin überzeugt, dass Meditation der erste Schritt zu einem Prozess ist, der eine solche Haltung in Gang setzt. Meditation ist ein ausgezeichnetes Training, um sich selbst und anderen Achtsamkeit entgegenzubringen. Sie gibt den Meditierenden Zeit, die Gedanken zu beobachten, ohne sie zu verdrängen oder kontrollieren zu wollen. Sie ist der beste Lehrmeister für ein Sich-selbst-Kennenlernen und Sich-selbst-Verstehen.
Durch viel Übung lernen wir, zu unterscheiden, welche Botschaften unseres Gehirns wirklich hilfreich sind und welche nur kurzfristig aufflackern, weil das Gehirn belohnt werden will. Wir lernen, was wir wirklich brauchen und was nur eine Momentaufnahme eines Bedürfnisses darstellt. Wir lernen, überlegt zu handeln und nicht nur aufgrund eines momentanen Impulses.
Laut einer amerikanischen Studie zur Raucherentwöhnung war eine Therapie mit dem Schwerpunkt Meditation der Achtsamkeit gegenüber sich selbst fünfmal erfolgreicher als die konservative Entwöhnungstherapie. Für Alkoholtherapien gilt vermutlich Ähnliches.
Es ist kein Zeichen der Schwäche, wenn man unter unkontrolliertem und unkontrollierbarem Alkoholkonsum leidet. Dein Ziel als jemand mit diesem Problem ist, zu verstehen, was mit dir geschieht. Nichts ist deine Schuld oder Verantwortung und auch dein Selbstwert braucht darunter nicht zu leiden. Wenn du weißt, warum du tust, was du tust, kannst du dir selbst verzeihen. Das Wissen und das Verständnis für dich selbst können dich dabei unterstützen und dir mit der Zeit helfen, nüchtern zu werden und zu bleiben.
Nur durch diese Einstellung ändert sich in der Gesellschaft das unsägliche Stigma des Alkoholismus oder des Alkoholikers – beides Begriffe, die schon lange ebenso verändert betrachtet und formuliert werden sollten wie so manch anderer der political correctness zum Opfer gefallene Begriff.
Ich arbeite mit vielen Trinkern, die meisten davon sind im Beruf sehr erfolgreich, wohlhabend und durchsetzungsfähig. Mehrheitlich zeigt sich ihr Problem nur im privaten Bereich, denn das ist die Zone, wo sie loslassen können, wo sie ihrem inneren Drang nachgeben können. Diesen oft elitären Personen würde kein Außenstehender eine alcohol use disorder ansehen. Ich helfe diesen Menschen, indem ich sie anleite, auf sich selbst zu achten.
Tägliche Meditationen, mit und ohne meine Unterstützung, und regelmäßige Gespräche führen sie auf dem Weg dorthin, sich selbst zu verstehen und sich zu verzeihen. Erst dann ist der Weg frei, die biologische Wirkweise von Alkohol im Belohnungssystem zu verstehen und schrittweise zu eliminieren.
Je regelmäßiger meditiert wird, umso schneller zeigt sich der Effekt: Die Zeit zwischen der Lust und der tatsächlichen Befriedigung der Lust wird immer länger. Irgendwann dauert sie so lange, dass der Verstand die Chance bekommt, rationale Argumente zu entwickeln: Du magst den Effekt eigentlich gar nicht. Er bringt dich nur dazu, noch mehr zu wollen. Du verlierst dich, wenn du jetzt trinkst, wieder für ein paar Stunden. Willst du dich so fühlen wie jetzt, nach der Meditation, oder willst du / musst du dich betäuben?
Argumente wie diese werden immer stärker und gewichtiger für den Verstand und beeinflussen das Handeln. Natürlich gibt es immer wieder Ausrutscher, diese jedoch bedeuten nicht, dass alles umsonst war. Im Gegenteil, es ist die Bestätigung, wie der Alkohol funktioniert und wie wir ihn besiegen können.
Verlangsame durch Meditation den Kreislauf Auslöser-Belohnung-Schuldgefühle-neuer Auslöser! Durchbrich ihn irgendwann ganz! So kannst du die Vorteile des Verzichts im Vergleich zu den Vorteilen des Trinkens richtig einschätzen.
Ein Nebeneffekt der Meditation ist auch, dass sie Stress ungemein reduzieren hilft – Stress ist ein großer Auslösefaktor für erneutes Trinken. Menschen, die sich von Alkohol OHNE Willensanstrengung, sondern Kraft ihres Verstandes und Kraft ihrer Emotionen, lösen konnten, sind unendlich dankbar. Sie bezeichnen ihren neuen Zustand als magisch, endlich erleben sie sich wieder so wie als Kind – zufrieden mit dem Ist-Zustand ohne Drang nach Nachschub.
Meine Klienten und Klientinnen kämpfen nicht mit Willenskraft gegen ihren Konsum, sondern durchschauen den Mechanismus. So durchbrechen sie ihn und verzichten immer mehr und – wenn sie es wünschen, weil es ihnen nichts mehr gibt – irgendwann ganz auf die Droge.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich einer Suchtkrankheit entgegenzustellen. Für manche ist ein Entzug mit lebenslanger Abstinenz vielleicht die einzige Möglichkeit. Andere bevorzugen das Erlernen eines kontrollierten Trinkens. (Jeder kennt den Raucher, der diszipliniert nur drei Zigaretten pro Tag raucht und jahrelang dabei bleibt. Erfolgreicher ist wahrscheinlich der Raucher, der nie wieder eine Zigarette anrührt. Doch wer mit Ex-Rauchern redet, hört immer wieder, wie knapp sie oft davorstanden, wieder mit dem Rauchen zu beginnen. Ähnlich verhält es sich mit Trinkern.)
Auf jeden Fall scheint tägliche Meditation, die eine wie auch immer geartete Therapie begleitet, von höchstem Wert zu sein. Welcher Weg der richtige ist, kann nur die betroffene Person, also DU, entscheiden. Wichtig ist, hier und jetzt die Entscheidung zur Änderung zu treffen und sich Hilfe zu holen. Ich berate und begleite dich gerne auf deinem Weg. In einem Erstgespräch erfährst du, wie dieser aussehen kann.
»Ich sehe meine Motivation vor allem darin, die Erwartungen meiner Klienten stets zu übertreffen.«
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