Liebe Leser und Leserinnen,
Ich widme mich heute einem Thema, das uns alle betrifft. Es geht um unsere Beziehungen und darum, wie wir diese in Zukunft gestalten wollen. Die Zeiten haben sich geändert - Menschen leben in verschiedensten Formen von Beziehungen. Was früher nicht einmal ausgesprochen wurde, wird heute toleriert. Heterosexuell, homosexuell, monogam oder polygam: Es darf offen über alle Beziehungsformen diskutiert werden.
Wir wachsen auf in einer Gesellschaft, in der das oberste Ziel im Leben darin besteht, die große und einzige Liebe zu finden. Mit dieser wird eine Familie gegründet und alt geworden. In romantischen Komödien, Romanen, Gedichten und Liedern wird diese Idealvorstellung propagiert. Jeder, dem dieses oberste Ziel nicht gelingt, muss sich als Versager fühlen.
Wer das Glück hat, den Einzigen und Wahren gefunden zu haben, darf diesem nicht einmal in Gedanken untreu sein - das gilt als Hochverrat. Durch Aufklärung und Ablösung von alten Moralvorstellungen können sich Menschen nun weiterentwickeln. Der Begriff Monogamie wird nicht mehr als ethisches Nonplusultra kultiviert.
Warum möchten so viele Menschen zwar monogam sein, scheitern aber daran?
Es gilt als erwiesen, dass Männer und viermal so viele Frauen schon nach einem Beziehungsjahr sexuell nicht mehr zufrieden sind. Wie kann man in solchen Beziehungen jahrzehntelange sexuelle Treue erwarten? Ich spreche hier nicht von Liebe, diese bildet eine andere Kategorie und kann durchaus wachsen, wenn die Lust nach Sex abnimmt. Doch ist die Sexualität ein wichtiges Bindeglied, das sich nicht leugnen lässt. Warum trennen sich dann Paare wegen Untreue, wenn sie sich gemeinsam doch so oft gelangweilt haben? Würde es mehr Sinn machen, eine offene Beziehung zu führen, sich weiterhin zu lieben, aber dem Partner und sich selbst die Freiheit zu Sex mit anderen zu geben?
Menschen möchten monogam sein, weil es ihnen die Gesellschaft vorlebt und vorschreibt. Einige interessante Sendungen (Wanderlust oder Monogamy: Explained auf Netflix) zeigen die Ursachen und Alternativen zu Monogamie. Auf UMC läuft die Serie Craig Ross Jr's Monogamy, die Partnertausch propagiert. Offene Beziehungen sind in aller Munde.
Wohin steuern Monogamie und Polygamie?
Wahrscheinlich werden in Zukunft immer mehr Paare offen über ihre „weiße Ehe“ sprechen. Vermehrt wird dies dann passieren, wenn durch vermehrte Aufklärung keine Stigmatisierung mehr stattfindet. Der Trend zu parallelen Beziehungen neben der Hauptbeziehung ist nicht mehr abzustreiten.
Neben polygamen Tendenzen wird auch immer öfter der Begriff der Polyamorie auftauchen. Auch diese wird im Moment mit wenigen Ausnahmen gesellschaftlich nicht toleriert und verurteilt. Menschen, die außer ihrem Partner noch andere Menschen lieben, werden nicht akzeptiert.
Wir Menschen sind Primaten. Biologisch gesehen. Egal, wo wir hinsehen, alle unsere Verwandten zeigen mit Ausnahme der Gibbons kein monogames Verhalten. Schimpansen und Bonobos verhalten sich extrem polygam. Überhaupt zeigt die Biologie, dass nur etwa 3% aller Säugetiere monogam veranlagt sind. Doch auch monogame Tiere sind nicht immer lebenslang an ein einziges Partnerindividuum gebunden.
Primaten leben entweder in großen Familien mit einem Alphamännchen, das als einziges das Recht zur Fortpflanzung besitzt. Andere Primaten haben ein promiskuitives Sexleben, in dem sich sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Verhaltensweisen zeigen. Wieder andere wechseln zwischen monogamen und polygamen Phasen in ihrem Leben. So kann von der Biologie nicht eindeutig geklärt werden, ob wir genetisch monogam oder polygam veranlagt sind.
Fest stehen nur die Ursachen und Bedürfnisse, weshalb der Mensch zumindest nach außen monogames Verhalten entwickelt hat.
Die menschliche Fortpflanzung und Monogamie
Frauen können innerhalb eines Jahres nur ein Kind zur Welt bringen, Männer könnten theoretisch in einem Jahr unzählige Kinder zeugen. Somit laufen die Fortpflanzungsstrategien von Mann und Frau in zwei ganz verschiedene Richtungen. Das heißt, Frauen haben rein fortpflanzungstechnisch kein Interesse an weiteren Paarungen während der Schwangerschaft, Männer sehr wohl.
Erklärt wird die Monogamie des Menschen damit, dass diese jedenfalls aus sozialen Gründen notwendig war. Ohne Monogamie hätte die Menschheit vermutlich die ersten Jahrtausende nicht überlebt. Eine Mutter brauchte einen versorgenden Partner, um ihre Kinder zumindest durch die ersten Jahre zu bringen. Er musste sie und den Nachwuchs versorgen und vor Raub und Vergewaltigungen schützen. Soziale Grundbedürfnisse haben die Institution Monogamie erfunden. Sie ist vermutlich nicht in unseren Genen verankert. So sind weder die dauerhafte oder zeitweise Polygamie noch die dauerhafte oder zeitweise Monogamie unnatürlich. An beiden Verhaltensweisen ist nichts verwerflich.
Nichts ist vorbei!
Verliebtheit unter Paaren führt zu einer engen physischen Bindung und zu einer zeitweisen natürlich monogamen Verhaltensweise. Während der Verliebtheitsphase ist der Sex am befriedigendsten, am intensivsten und am häufigsten. Während der Verliebtheit wollen wir unbedingt monogam sein. Endet die Verliebtheit, endet auch der dringende Wunsch nach Monogamie.
Stellen wir uns die Frage, ob die Monogamie dann vorbei sein wird, wenn sie nicht mehr das moralisch einzig Richtige gilt? Wenn sie von niemanden mehr als unnatürlich oder gar krank empfunden wird? Die Antwort lautet NEIN. Die moralische Einstellung wird nicht dazu führen, dass das Ende der Monogamie kommt.
Nur ein ganz anderes Phänomen kann das das Ende der Monogamie bedeuten: die Entkoppelung von Fortpflanzung und Sex. Beide sind für die menschliche Fortpflanzung untrennbar miteinander verbunden: Solange es der Technologie nicht gelingt, menschliche Fortpflanzung unabhängig von Sex zu ermöglichen, solange wird die menschliche Gesellschaft monogam sein: Zumindest nach außen werden die Partner diese leben. Einige mit viel Toleranz, einige mit viel Heuchelei, einige mit viel Verletzungen und einige mit ständigen Lügen.
Fazit:
Je weiter wir in die Zukunft blicken, umso weniger monogame Paare wird es geben.
Solange die menschliche Fortpflanzung und lustvolle Sexualität untrennbar verbunden sind, wird Polygamie eine Modeerscheinung bleiben.
Wahrscheinlich wird sich dies ab dem Jahr 2090 ändern. Ab diesem Zeitpunkt wird die Technologie so weit sein, dass Sex und Fortpflanzung voneinander gelöst betrachtet werden können. Dieser Zeitpunkt wird das Ende der Monogamie bedeuten.
»Ich sehe meine Motivation vor allem darin, die Erwartungen meiner Klienten stets zu übertreffen.«
Emanuell Charis
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