Marcus Aurelius‘ Weltbild sieht als oberste Lebensprinzipien die Liebe zu den Menschen, zur Vernunft, zur Besonnenheit und zur Beharrlichkeit. In den „Selbstbetrachtungen“ erfahren wir, welche Leitsätze in seinem Leben vorherrschten und welchem Moralcodex er sich unterwarf.
Seine philosophischen Grundsätze entsprachen denen der Stoa. Diese philosophische Richtung sah ihre Aufgabe im Finden des Wegs zum Glück. Dazu sollte ein Mensch sich nur auf seine Seele konzentrieren; äußere Dinge wie Krankheit oder Gesundheit, Reichtum oder Armut, Ruhm oder Ansehen sind ihm unbedeutend und gleichgültig. Gelassenheit und Ruhe sind oberstes Ziel. Neben Marc Aurel gehören auch die Philosophen: Zenon von Kition, Seneca, Musonius, Poseidonios, Panaitios, Kleanthes von Assos, Ariston von Chios, Chrysippos von Soloi, Zenon von Tarsos, Diogenes von Babylon, Antipatros von Tarsos, und Epiktet zur Schule der Stoa.
Marcus Aurelius betrachtet das Leben als eine „Haltestelle für Reisende“. In seinen Betrachtungen sind sowohl der sterbliche Körper als auch die Seele, das Schicksal, das Wesen und die Empfindungen nur Schall und Rauch, undefinierbar und unklar. Das Einzige, das uns im Leben sicher leiten kann, ist die Philosophie. Für Marcus Aurelius ist ein Philosoph jemand, der:
• „den Genius in sich vor jedem Schaden bewahrt,
• die Lust und den Schmerz besiegt,
• nichts dem Zufall überlässt,
• nie zu Lüge und Verstellung greift,
• fremdes Tun und Lassen nicht braucht,
• alle Begegnungen und das Schicksal als von dort kommend sieht, von wo er selbst ausgegangen ist,
• den Tod mit Frieden erwartet.“
Alles befindet sich in einem ewigen Kreislauf und die Dauer der Betrachtung – dreißig, dreihundert oder dreitausend Jahre – ist unerheblich.
Der Tod ist die Auflösung in die Rohstoffe, aus denen jedes Wesen zusammengesetzt ist. Jeder Mensch wird immer wieder in ein anderes Wesen umgewandelt und bleibt damit Teil der Natur. Eine Auflösung und Umwandlung sind naturgemäß und damit nichts „Übles“. Der Tod hat nichts Schreckliches an sich.
Für Marcus Aurelius sind beide Möglichkeiten – die Existenz göttlicher Wesen ebenso wie deren Nichtexistenz gedanklich vorstellbar.
So philosophiert Marcus Aurelius in zweierlei Richtungen,
1. dass der Weltbestand nur Zufall sei, wo sich die Dinge zufällig verflechten und wieder lösen.
2. dass die Welt ein Ganzes voll Einheit und Ordnung sei, der eine Vorsehung zugrundeliegt.
Beide Vorstellungen führen zu der Einsicht, dass uns der Tod keinen Schrecken einjagen kann. Denn stimmt ersteres, müssten wir doch froh sein, eine Welt des Zufalls und des Chaos zu verlassen und wieder zu Staub zu werden. Stimmt zweiteres, können wir auf die höhere Macht vertrauen und guten Mutes sein.
Das Beste, was ein Mensch in seinem Leben hat, ist ein Geist, der voller Gerechtigkeit, Wahrheit, Mäßigkeit und Mut ist. Dieser ist sein höchstes Gut. Ein solcher
- kontrolliert menschliche Begierden,
- nimmt sein Schicksal gelassen an,
- handelt vernunftmäßig,
- legt sich selber Rechenschaft ab
- und unterwirft sich der Leitung Gottes.
Er kümmert sich außerdem um seine Mitmenschen und lässt sich zu nichts hinreißen, was ihn von diesem höchsten Gut abbringt.
Für Marcus Aurelius sind die höchsten Tugenden Festigkeit und Wahrheit im Charakter, ein Sich-selbst-nie Verleugnen und die Liebe zu Gerechtigkeit und Freiheit. Wenn wir jede Tat so angehen, als ob es die letzte unseres Lebens wäre, würden wir sie überlegt und ohne Hast ausführen. Heuchelei und Eigenliebe wären nicht mehr Bestandteil unseres Denkens. Laut Marcus Aurelius ist dies das Einzige und Wenige, das Gott von uns verlangt.
Marcus Aurelius verurteilt besonders die Eitelkeit, die sinnlichen Reize und der Wunsch nach Bewunderung, nach der sich so viele Menschen sehnen. Ruhm und Ehre sind, obwohl ihnen der Mensch so viel Bedeutung beimisst, vergänglich und unbedeutend.
Marcus Aurelius verurteilt ein „Aufschieben auf später“, indem er an die befristete Zeit erinnert, die uns Menschen gegeben ist. Er ruft uns auf, keine günstigen Gelegenheiten ungenützt verstreichen zu lassen und keine Ausreden zu suchen, warum wir sie nicht am Schopf packen.
• Als Stoiker glaubt Marc Aurel, dass der gesamte Kosmos beseelt ist und sich stets wandelt durch Auflösung und Umwandlung. Dies gilt in gleichem Maße für physische Körper als auch für Seelen.
• Dem Tod sollten wir nicht mit Angst und Schrecken begegnen, sondern so, als ob er das natürlichste Ereignis der Welt wäre. Im Tod wird die Gleichheit aller Wesen klar. Die Dauer der Lebensspanne ist unerheblich. Wir besitzen werden Vergangenheit noch Zukunft, sondern nur den Moment des Jetzt. Und dieser winzige Augenblick ist alles, was wir im Tod verlieren.
• Der Mensch ist in ein Großes Ganzes und einen Weltenplan eingefügt und hat damit sein Schicksal zu ertragen. Gott sorgt sich um seine Schöpfung und hat das Beste für sie vorgesehen, auch wenn wir es nicht sofort erkennen.
• Die Aufgabe jedes Menschen ist, sein höchstes Gut, seinen Geist, zu pflegen.
• Der Mensch soll ein tugendhaftes Leben führen. Große Tugenden sind bei Marc Aurel ein fester, wahrer, freiheitsliebender und gerechtigkeitsliebender Charakter.
• Hinderlich und zu vermeiden sind Sinneslust, Gier nach Macht und Ruhm und Eitelkeit.
• Wir sollen so leben, als ob jede Tat und jeder Gedanke unser letzter wären. Verpasste Gelegenheiten werden uns am Ende am meisten quälen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstbetrachtungen
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