Inhalt.
Wie wir einen Segen erteilen und warum wir segnen.
Segen in verschiedenen Traditionen.
Körperliche Berührung.
Stärkende und unterstützende Worte.
Ein optimistischer Blick in die Zukunft.
Warum wir segnen.
Wer sollte vor allem gesegnet werden?
Resümee.
LESEZEIT 7 MINUTEN
Wie wir einen Segen erteilen und warum wir segnen
Das Wort SEGNEN ist mit den verschiedensten Bedeutungen behaftet. In erster Linie denken Menschen dabei an religiöse Rituale, die sie aus ihrer Kirche kennen. Der Pfarrer segnet die Gläubigen, Speisen oder Friedhöfe werden gesegnet oder man bittet um Gottes Segen. Ein gesegneter Mensch ist im allgemeinen Sprachgebrauch jemand, der von Gott begleitet scheint, dem alles zufällt und alles gelingt.
Doch wenn wir das Wort genauer untersuchen, stellen wir fest, dass seine Bedeutung viel älter als jede unserer Religionen ist. Alle verwandten Wörter aus den nordischen Sprachen und alle Vorgänger des Wortes im Althochdeutschen leiten sich vom lateinischen Verb signare ab. Wörtlich übersetzt bedeutet es, jemanden oder etwas mit einem Zeichen zu versehen, oder jemanden oder etwas einen Stempel, ein Prägezeichen aufzudrücken.
Mit diesem Wissen lässt es sich leichter begreifen, dass JEDER Mensch segnen kann und JEDER Mensch einen Segen erhalten kann. Wir brauchen nicht unbedingt einen Theologen oder Priester dazu. Hier erfahren Sie, warum es wichtig ist, andere zu segnen und gesegnet zu werden. Sie finden auch alle nötigen Informationen darüber, wie ein Segen richtig erteilt wird.
Segen in verschiedenen Traditionen
Wir können und sollten allen Menschen, die wir lieben und die uns begleiten, regelmäßig und voller Freude unseren Segen erteilen. Wir können ihn aber auch von jedem empfangen, der ihn uns anbietet. Je öfter dieses Spenden und Empfangen möglich ist, umso bestärkter und sicherer werden wir durchs Leben gehen. Ob Christ oder nicht, macht keinen Unterschied. Einem Christen wird gelehrt, dass der Auftrag zum Segen nur von Gott kommen kann. Doch heißt das nicht, dass Nichtchristen nicht segnen können oder dürfen. Segnen ist für alle spirituellen Menschen ein mächtiges Instrument, das auf wunderbare Weise unsere Bindungen untereinander aufbauen und stärken kann.
Auf die Frage, wann man am besten segnet, gibt es eine einfache Antwort: Folgen Sie der Intuition, Ihrem Bauchgefühl. Ob es bei der Ankunft eines Menschen, bei einem Abschied, vor dem Schlafengehen, in einer Trauerstunde oder vor einer Prüfung passiert: Sie sollten vorher das Bedürfnis in sich gespürt haben, der betroffenen Person Ihren Segen zu geben.
Ein Pfarrer segnet zu den wichtigen Anlässen wie Geburten und Taufen, Hochzeiten, in schweren Krankheiten und vor dem Tod. Er verwendet meist die Segensworte aus dem Alten Testament:
1. Buch Mose 12,2:
Gott spricht: Ich will dich segnen
und dir einen großen Namen machen,
und du sollst ein Segen sein.
4. Buch Mose 6, 24–26:
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
5. Buch Mose 31, 6:
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!
Wenn wir andere Religionen als die christliche oder jüdische betrachten, finden wir dort ähnliche Segenssprüche, die dieselbe Intention haben. Aus dem stark mit der Natur verbundenen Schamanismus stammt beispielsweise folgende einfache Segnung und gleichzeitig Herausforderung: „Sei ein Segen für die Erde und geh den Heiligen Weg“.
Vor allem im keltischen Brauchtum finden sich starke Segenswünsche, die bis heute nicht an Beliebtheit verloren haben. Einer der bekanntesten lautet:
„Möge die Straße dir entgegeneilen.
Möge der Wind immer in deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf dein Gesicht scheinen
und der Regen sanft auf deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott dich im Frieden seiner Hand.“
Aus Ägypten stammt dieser wunderbare, von einem unbekannten Verfasser stammende Segenswunsch.
Der Herr segne dich
Er erfülle deine Füße mit Tanz
und deine Arme mit Kraft.
Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit
und deine Augen mit Lachen.
Er erfülle deine Ohren mit Musik
und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Er erfülle deinen Mund mit Jubel
und dein Herz mit Freude.
Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste:
Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung.
Er gebe uns allen immer neu die Kraft,
der Hoffnung ein Gesicht zu geben.
Es segne dich der Herr.
Auch im Hinduismus und Buddhismus finden sich die verschiedensten Segensrituale mit Feuer und Wasser, die immer das Ziel der Bestärkung von Gott- und Urvertrauen haben. Der Unterschied zwischen den beschriebenen Traditionen besteht lediglich darin, wer segnen darf. Die katholische Kirche beispielsweise erlaubte dies nur geweihten Priestern, in anderen Gemeinschaften wiederum ist jeder dazu aufgerufen.
So dürfen natürlich auch Menschen, die NICHT gläubig sind und keiner Religion angehören, Segen spenden und empfangen. Wie man einen Segen spendet, ist nicht in Stein gemeißelt. Es gibt die verschiedensten Segensworte und Zeremonien. Dennoch benötigt es einige wenige Zutaten, die immer präsent sein müssen. Diese sind. Liebe, innere Wahrheit und guter Wille.
Diese drei Kennzeichen sollten in einem kraftvollen Segensritual erkennbar sein: eine körperliche Berührung mit stärkenden Worten und einem optimistischen Blick in die Zukunft.
Lassen Sie uns diese drei Elemente eines Segens genauer unter die Lupe nehmen. Wenn nämlich ein Segen unter diesen drei Gesichtspunkten erteilt wird, ist er macht- und kraftvoll wie kaum ein anderes spirituelles Instrument.
Körperliche Berührung
Jesus berührte immer all jene, die anschließend seinen Segen erfahren durften. Auch im Alten Testament finden sich zahlreiche Beispiele, in denen innige Umarmungen einen Segen begleiteten. Eine Segnung sollte also eine passende, eine angemessene Berührung enthalten. Eine Hand berührt eine Schulter, ein Gesicht, einen Kopf. Auch eine innige Umarmung zwischen Eltern und Kind oder ein Kuss kann einen Segen begleiten. Im kirchlichen Kontext ist die körperliche Berührung vielleicht nur ein Kreuzzeichen auf die Stirn oder ein Waschritual. Zusammenfassend gesagt, sollte immer eine körperliche Berührung das Segensritual einleiten.
Stärkende und unterstützende Worte
Jeder Mensch benötigt Anerkennung. Eine Segnung sollte immer begleitet sein von Worten, die den gesegneten Menschen aufbauen und stärken. Sie sollten ihm seine Wichtigkeit für uns aufzeigen, sie sollten die Liebe ausdrücken, die wir fühlen. „Du bist ein großartiger Mensch, du hast eine große Bedeutung in meinem Leben, du bereicherst mein Leben und ich bin dankbar für dich, du hast eine Kraft in dir, die alles schaffen kann!“
Ein optimistischer Blick in die Zukunft
Oft beginnt dieser Blick in eine gute Zukunft für den Gesegneten mit den Worten: „Mögest du…“. Mit dieser Artikulierung wünschen wir ihm oder ihr alles Glück dieser Erde – eine lebendige Fülle, Gesundheit, Gedeihen und Freude. Mit der Formulierung „Mögest du...“ drücken wir Optimismus und Vertrauen aus. Wir möchten in dem geliebten Menschen, den wir segnen, Mut und Hoffnung wecken. Diese wohlüberlegten Sätze wirken wie Affirmationen, die unbewusst uns beide – den segnenden und den gesegneten Menschen, begleiten.
„Mögest du gesund und beschützt sein.“ „Mögest du glücklich und zufrieden sein.“ „Mögest du Menschen an deiner Seite haben, die dich als das sehen, was du bist, ein liebenswerter Mensch und Freund.“
Machen Sie sich keine Sorgen, ob Sie richtig segnen. Sie können keinen Schaden anrichten, wenn Ihnen das Ritual nicht gelingt, es sich nicht richtig und echt anfühlt. Sie müssen erst lernen, auf Ihre Intuition zu hören und ihr zu vertrauen. Es gibt nur eine weniger wirkungsvolle, nicht aber eine falsche Art zu segnen! Kein Regelwerk legt fest, wie ein Segen zu erteilen ist.
Es gibt also keine richtige oder falsches Segnen. Wichtig ist, dass Sie in Ihrem Herzen das Bedürfnis dazu fühlen und Ihre segnenden Worte und Berührungen aufrichtig und echt sind. Diese Energie aus ihrem Inneren wird auch Herzensenergie genannt, es ist die Kraft Gottes, die in uns allen wohnt. Wenn ein Segen nur aus Verstandeskraft gesprochen wird, hat er keine Kraft und keinen Einfluss. Nur mit der Energie des Herzens, die aus dem Göttlichen entspringt, kann Segnen die Heilkraft entfalten, weshalb wir es ausüben.
Warum wir segnen
Leider ist dieses machtvolle Instrument in unserer Gesellschaft etwas verloren gegangen. Wenn wir an unsere Kindheit zurückdenken, findet sich in unseren Erinnerungen oft eine Großmutter, die uns ein Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnete. Oder ein paar Tropfen geweihten Wassers benetzten uns während einer Weihezeremonie. In letzter Zeit jedoch scheint, als ob das Ritual eine Wiederbelebung erfahren würde, und zwar nicht in den Kirchen, sondern im privaten Umwelt. Segensworte werden zelebriert, gesprochen, gesungen, aufgeschrieben und wiederholt. Sowohl der Segnende als auch der Gesegnete erfahren dadurch Vertrauen und Sicherheit und ihre Bindung wird gestärkt.
Segen verleiht eine unheimliche Kraft. Er kann uns Gesundheit verleihen, wenn wir krank sind. Er kann unser Selbstvertrauen stärken, wenn wir zweifeln. Er gibt uns Sicherheit, wenn wir uns ängstigen. Deshalb sollten alle Menschen, Mann und Frau, Alt und Jung, unabhängig von ihrer Position, gesegnet werden und gesegnet sein. Denken Sie nach, ob Sie jemandem Ihren Segen spenden könnten. Versuchen Sie, jede Woche mindestens einen Menschen zu segnen.
Neben den vielen kleinen und großen Ursachen, warum wir segnen, gibt es vornehmlich eine, die alles anderen beinhaltet: Segnen kann unsere Gesellschaft heilen.
Wir alle leben in unserem kleinen Umfeld aus Familie, Freundeskreis, Beruf und Freizeit. Im Zentrum unseres Denkens ist unser kleines Ego, was nicht verwerflich ist, denn es macht uns zu denen, die wir sind. Segnen holt uns aus dieser Blase heraus, denn es ist eine der besten Möglichkeiten, uns in Achtsamkeit zu üben.
Wer achtsam durch die Welt und Zeit geht, merkt, dass immer mehr Menschen von diesem Bewusstsein durchdrungen sind. Materialismus, Konsum, übertriebener und ausbeuterischer Wohlstand und Luxus sind Trugbilder. Wir können nichts in die andere Welt mitnehmen, nichts gehört uns wirklich außer unserer Seele und die Verbindung mit anderen Seelen, hier und im nächsten Leben. Deshalb ist es wichtig, tagtäglich mit Achtsamkeit durch die Welt zu gehen, um zu lehren, zu lernen und zu segnen.
Wer sollte vor allem gesegnet werden?
- Menschen, die sich längere Zeit von uns verabschieden.
- Menschen, die einen neuen Lebensabschnitt angehen
- Kinder und junge Menschen
- Menschen, die Eltern werden oder geworden sind
- gerade Verheiratete
- gerade Getrennte oder Geschiedene
- Menschen in schwierigen Situationen wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit
- Menschen vor oder im Ruhestand
- Menschen, die an einem Übergang stehen
- Menschen in Führungspositionen, die große Verantwortung tragen
- Menschen, die mit Trauer, Wut, Hass oder Groll nicht zurechtkommen
Manchmal ist es nicht möglich, die Personen, die wir segnen möchten, zu berühren, ihnen in die Augen zu sehen und sie von der Kraft unseres Segens profitieren zu lassen. Vor allem gilt dies für die letzten beiden Gruppen der oben genannten Liste. Das heißt aber nicht, dass wir ganz auf das Segnen verzichten müssen.
Wir stellen uns die Person vor unserem inneren Auge vor und berühren sie dort. Wir sprechen kraftvolle Gedanken für sie und – wie weiter oben besprochen – erlauben einen optimistischen Blick in die Zukunft. Vor allem heutzutage, in einer Welt voller Angst, Krieg, Unsicherheit für unsere Kinder und Enkel, ist dies umso wichtiger.
Beispiele für Segenswünsche für alle Menschen, die in führenden Positionen große Verantwortung tragen, aus dem Wächterruf (Gebetsnetz Deutschland):
„Wir segnen die Herzen aller, die als Politiker unserem Land dienen, dass die Härte ihrer Herzen in Weichheit verwandelt wird. Dass sie empfänglich werden für das Reden des Heiligen Geistes. Mögen sie die Liebe Jesu erkennen und von seiner Liebe erfasst werden. (Eph. 3,17,19)“
Wir segnen die Meinungsbildungsprozesse und Auseinandersetzungen zwischen den Parteien. Wir segnen alle Worte, die in Übereinstimmung mit Gottes Willen und seinen Plänen gesprochen werden, auf dass sie die Herzen der Zuhörer erreichen, dort Kraft entfalten und Worte der Lüge entmachten können (Apg. 6,10).
Wenn Menschen sich aus unserem Leben entfernt haben, keine Freundschaft mehr wünschen oder uns als Eltern ablehnen, bleiben wir mit einem Segen mit ihnen in Verbindung. Wir können unseren Freund oder unser Kind dennoch mit unserem Herzen segnen, je öfter, desto besser. Beispiele für eine Segnung von uns entfernter Menschen, von denen wir uns wünschen, dass sie zu uns zurückfinden:
„Dein Segen öffne uns füreinander, damit wir uns so lieben, wie wir sind.“ Anselm Grün, Benediktinermönch.
Wir können den anderen nicht zwingen, zu uns zurückzukommen, aber wir können darauf vertrauen, dass Gott alles zum Guten wendet. Wir helfen uns selbst und den anderen, mit diesem Segensspruch alle Wege offenzuhalten und uns in Geduld und Vertrauen zu üben.
Resümee
Wir wünschen anderen Menschen alles Gute zum Geburtstag, alles Erfolg zu einer Prüfung oder eine gesegnete Reise. Wir meinen das zwar sicher aus ganzem Herzen. Doch haben diese Wünsche trotz der Wortwahl nichts oder nicht viel mit einem Segen oder mit dem Prozess des Segnens zu tun.
Segen ist viel mehr. Er ist nicht weltlich, sondern göttlich. Er ist ein Geschenk der geistigen Welt, das uns zu vertrauenden, kraftvollen Menschen macht.
Wenn wir jemanden segnen, wissen wir, dass genau hier und jetzt unsere Macht endet und wir alles einer höheren übergeben. Wir wissen, dass wir hier und jetzt nichts mehr dazutun und nichts verhindern können. Somit ist Segnen auch ein Trost, denn wir geben ab und lassen geschehen, was unsere Bestimmung ist.
Wenn wir einen anderen Menschen mit unserem Segen beschenken, möchten wir, dass er – um wieder auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes zurückzukommen – das Signum, das Zeichen oder den Stempel Gottes trägt. Er soll sich selbst als gesegnet wahrnehmen und in Frieden mit sich selbst sein.
Alle unsere Fähigkeiten und Talente sind Ausdruck des Segens Gottes. Und auch der Schutz unseres Lebens ist Zeichen von Segen. Unser Segen soll einen Schutzschirm über den von uns gesegneten Menschen bilden und sie mit Vertrauen und Sicherheit erfüllen. Die letzte Strophe des wunderbaren Liedes „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer kurz vor seiner Hinrichtung dichtete, bringt dies alles auf den Punkt:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
»Ich sehe meine Motivation vor allem darin, die Erwartungen meiner Klienten stets zu übertreffen.«
Emanuell Charis
Emanuell Charis GmbH
Grafenberger Allee 277-287 A
D- 40237 Düsseldorf
Tel.Mobil: 0049 (0) 0172 7837777
E-mail: info@emanuellcharis.de